Mäusegeschichten

Bei seinem Einzug im August 98 war Sammy ein kleiner dünner schwarzer Zausel. Sammy zeichnet sich durch taktisches gut durchdachtes Vorgehen aus, womit er letztendlich auch unseren lieben Gruffelkopf Flori eroberte und uns sehr beeindruckte. Ich glaube, dass Sammy bis zum Einzug seines Freundes Peewee der festen Überzeugung frönte, knurren sei die normale Katzensprache.

Nachdem sich unser kleiner schwarzer Kerl eingelebt hatte, ging er allein in unserem Garten auf Abenteuersuche. Sein 12 Jahre älterer Freund schlief einfach mehr und konnte nicht so recht zur Unterhaltung dienen. Ich versuchte zwar alles mit viel Spiel und Beschäftigung aufzufangen aber ich bin nun mal keine Katze! Allmählich wurden die Abende zu kalt und zu nass um gemeinsam mit unseren Katzen im Garten zu sitzen. Sammy ging allein auf Tour. Eines Abends, mein Mann hatte Katzenaufsicht, kamen Sammy und Flori mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit hereingetobt. Ich sah flüchtig wie etwas aus Sammys Mäulchen hing. Mein Mann meinte: Du, der hat etwas schlangenartiges mitgebracht.!........Schlangen??? Ich sprang auf um zu kontrollieren was da vor sich ging. Auf keinen Fall sollten sich Sammy und Flori mit undefinierbaren Tieren abgeben.  Die beiden Herren beäugten irgend etwas unter dem Kratzbaumfuß in der Diele. „Nun tu doch was,“ forderte ich. Sammy und Flori sahen mich beide stolzgeschwellt an. Ich wurde nun doch hochgradig misstrauisch. „Was habt ihr beiden denn da??“ Harmlose Blicke trafen mich.

                       

Nun gut. Wegen der besseren Übersicht räumte ich alle Spielzeugmäuse vom Fuß des Baumes weg.. Ich hing mit der Nase unter dem Kratzbaum. Da hatte ich doch noch eine Fellmaus übersehen. Übersehen??? Augen von Spielzeugmäusen blinkern nicht!! Ich kreischte los. Aug in Aug sah ich in eine echte Maus!!!!!! Verständnislose Blicke von Sammy trafen mich. Warum freust du dich denn nicht?? Ich bring euch ein Geschenk und habe verzichtet es selbst zu fressen. Da hatte unser kleiner Norweger im zarten Alter von 4 1/2  Monaten uns die erste lebendige Maus serviert.

Die Maus musste wieder raus! Wir schraubten den Kratzbaum ab, sicherten die Türen mit Brettern, so dass ein Entkommen der Maus unmöglich war Von meinen Mann bekam ich die Anweisung in dem Moment wo er den Baum kippt mit dem Putzeimer die Maus zu fangen. Das erforderte genaues Timing. Unter den interessierten Blicken von Sammy, misslang mein Fangversuch. Flori, der uns schon gut kannte, wusste  jetzt wird es ungemütlich und begab sich wieder nach draußen. „Was macht ihr bloß ?“ Sammy sah mich fragend an. Willst du denn nun nicht endlich die Maus wieder einfangen? forderte ich Sammy auf. Der aber fand unsere Aktionen viel interessanter. Na gut. Dann machen wir eben weiter. Die Maus flüchtete in unser Schuhregal. Alle Schuhe müssen untersucht werden, teilte ich mit. Wir begaben uns ans Werk. Während dieser Aktion hatte sich die Maus unter dem Besenschrank in Sicherheit gebracht. “Ich will die Maus nicht in der Wohnung haben „ lamentierte ich. "Wir haben doch einen gesunden Norweger. Der ist gut im Mäusefangen“, wurde dagegen gehalten. "Die Maus ist morgen bestimmt weg.“

Ich überredetet meinen Mann, doch nur noch den Besenschrank zu untersuchen. "Du brauchst den doch nur eben zu kippen und dann sehe ich nach ob die Maus darunter ist.“ Sammy hatte sich inzwischen einen guten Beobachtungsposten gesucht und schaute ernsthaft unsern Bemühungen zu. Diese Menschen! Seiner Meinung nach, hatte er seinen Teil gut erledigt. Nur mit dem Verspeisen seines Essensbeitrags schienen seine Menschen Probleme zu haben

Gesagt getan. Wir räumten den unteren Teil des Schrankes leer. "Jetzt nur noch kippen,“ feuerte ich meinen Mann an. Der das auch tat. In diesem Moment öffnete sich das obere Fach und Zahnbürsten, Deoroller, und etliches anderes Kleinzeug landete mit Schwung auf den Kopf meines Mannes und verteilte sich von da aus auf den Boden. Das war allerdings auch der Moment wo Sammy von uns genug hatte. Er trabte zurück in seinem Garten. Absolut lächerlich wie Menschen Mäuse essen, war sein Gedanke. Ich sah es ihm an!!!!!

Und ich? Ich musste einfach lachen. Wir bewiesen nun wunderbare Beherrschung und beseitigten (leicht entnervt) das von uns produzierte Chaos. Wir gaben auf.

Die Maus fand ich einen Tag später in einem Staubsaugerrad verklemmt. Natürlich kreischte ich wieder. Meine Freundin meinte, nach der 5. oder 6. Maus würde ich das Kreischen einstellen. Sie hatte recht. Sammy brachte uns unbeirrt eine Maus nach der anderen. Da Sammy offenbar wild entschlossen war, unseren Speisezettel mit Mäusen zu verfeinern (oder, was ich für wahrscheinlicher halte - er hält uns für völlig unfähige Jäger, die sich nicht selbst ernähren können) bat ich die Nachbarschaft kein Gift auszulegen, da vergiftete Mäuse auch unseren kleinen Zausel und Flori hätte töten können. Außerdem pries ich die Geschicklichkeit unseres schwarzen Koboldes.

Nach und nach bekamen wir Routine im Umgang mit Sammys Drang, uns Naturalien in Form von Mäusen zu schenken. Sammy begriff, dass wir seine Geschenke lieber vor der Tür bestaunten und nahm dann freundlich eine leckere Belohnung an.

Insgeheim aber war ich irre stolz auf meinen kleinen schwarzen Kerl.. Nach einem ¾ Jahr war der Mäusebestand in unserem Garten offenbar erschöpft .Aber da hatte Sammy schon Peewee  und später auch Cheyenne zum spielen, so dass ihm der Verlust weniger auffiel. Auch danke ich allen Katzengöttern, dass unser liebenswerter Sammy nie darauf bestanden hat, zusehen wie wir die Mäuse, die wir von ihm entgegen nahmen, verspeisen.

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